OTS0046, 28. Nov. 2023, 09:30
Wien (OTS) – Sabine Pleschberger tritt
mit 1. Dezember 2023 die neu geschaffene Professur für Pflegewissenschaft
(§99(1)) an der MedUni Wien an. Ziele der Stiftungsprofessur, die vom Verein
„PflegerIn mit Herz“ mit 1,5 Mio. Euro gefördert wird, sind Forschung und Lehre
im Bereich der Pflege sowie die Umsetzung innovativer Lösungen, um dem
Pflegenotstand entgegenzuwirken.
„Mit der Stiftungsprofessur für Pflegewissenschaft verankern
wir in den kommenden Jahren ein höchst relevantes Thema an der MedUni Wien. Wir
freuen uns über diese Gelegenheit, mit der Berufung von Sabine Pleschberger
unserem gesellschaftlichen Auftrag einmal mehr nachzukommen“, sagt Markus
Müller, Rektor der MedUni Wien. „Die MedUni Wien ist sich der Herausforderungen
im Gesundheitssystem der gegenwärtigen und zukünftigen Zeiten voll und ganz
bewusst. Dabei werden nicht nur die spezifischen Fachbereiche, sondern auch
disziplinübergreifende Themen von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, wie die
Pflegewissenschaft, mit größter Sorgfalt berücksichtigt.“
Das Fach „Pflegewissenschaft“ soll innerhalb eines
medizinisch-wissenschaftlichen Umfelds in der Forschung und innerhalb der an
der Medizinischen Universität Wien eingerichteten Diplomstudien der
Humanmedizin und Zahnmedizin sowie in den Doktoratsstudien vertreten sein. Aus-
und Weiterbildungen im Bereich der Pflege, insbesondere in der Intensivpflege
und in anderen Spezialausbildungen im Pflegebereich, sollen etabliert werden.
Die Stiftungsprofessur ist zunächst auf eine Dauer von drei Jahren vereinbart.
In Würde und Gesellschaft altern
Im Rahmen der Stiftungsprofessur für Pflegewissenschaft, die
am Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien angebunden ist,
wird sich Sabine Pleschberger in der Forschung Fragen der Sicherstellung der
Pflege in einer alternden Gesellschaft widmen. Darin u.a. dem Zueinander von
formeller Pflege, Betreuung und informeller Unterstützung. „Dreh- und
Angelpunkt meines wissenschaftlichen Interesses seit nunmehr 25 Jahren ist die
Frage, wie eine qualitätsvolle pflegerische Versorgung in einer alternden
Gesellschaft bis zum Lebensende sichergestellt werden kann“, erklärt Sabine
Pleschberger, „letztlich geht es um die große Frage, wie wir in Gesellschaft
alt werden und bis zuletzt gut leben können. Hierfür humane Lösungen zu suchen
und zu entwickeln ist auch eine wichtige Aufgabe der Pflegewissenschaft, und
der möchte ich mich im Rahmen der Stiftungsprofessur gerne widmen.“
Ausgehend von Fragen der Versorgung am Lebensende –
Stichwort Hospizbewegung und Palliative Care – beschäftigt sich Pleschberger
mit innovativen Konzepten/Modellen zur Bewältigung von Care-Aufgaben im
weitesten Sinn. „Es gibt hier ein enormes Potenzial, eine Hilfe- und
Pflegebereitschaft in der Bevölkerung, die mitbedacht werden muss, wenn wir uns
diesen Fragen widmen. Aber keiner und keine kann und will ‚alles‘ übernehmen“,
erklärt sie, „deshalb müssen wir zukünftig in Netzwerken denken, wenn wir die Aufgaben
der Sorge, Betreuung und Pflege in der Gesellschaft bewältigen wollen.“ Die
Pflegewissenschaft habe hier auch die Aufgabe, die Perspektive der betroffenen
Menschen zu erfassen, und ausgehend davon die Versorgung zu gestalten und
Angebote zu entwickeln. Damit solche Sorgenetzwerke funktionieren, braucht es
die professionelle Pflege. Bei ihr können die vielen Fäden aus informeller
Unterstützung und formaler Hilfen zusammenlaufen und vernetzt werden
(„community nursing“).
Auch vor diesem Hintergrund hat sich Sabine Pleschbergers
Forschung in der jüngeren Vergangenheit verstärkt der beruflichen Pflege
gewidmet. Es ist ein dynamisches Feld in Österreich, da durch die
Gesetzesnovellen der letzten Jahre nicht nur neue Berufe, sondern auch neue
Zugangswege geschaffen wurden. Dazu gehört die akademische Ausbildung zum
gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege. „Die Zusammenarbeit der
Berufsgruppen – innerhalb der Pflege aber auch im Reigen der anderen
Gesundheitsberufe – stellt einen weiteren Schwerpunkt meiner Forschungsarbeit
im Rahmen der Stiftungsprofessur dar. Es hat sich gezeigt, dass sie wesentlich
dazu beiträgt, dass Pflegepersonen in ihrem Arbeitsfeld bleiben. Attraktivität
und Zufriedenheit im Beruf sind Schlüsselthemen, wenn es darum geht, dass die
gut ausgebildeten und erfahrenen Pflegenden im Beruf verbleiben und sich
engagiert einbringen. Dies muss der Kernbestandteil jeder Strategie gegen
Personalnotstand sein“, so Pleschberger.
Mit Empirie und Forschung gegen den Pflegenotstand
„Unser Verein „PflegerIn mit Herz“ hat das Bewusstsein für
das Thema Pflege in der Öffentlichkeit geschärft und das Berufsbild der
Pflegerinnen und Pfleger gestärkt“, erklärt Vereinspräsident Günter Geyer. „Wir
haben der Pflege in Österreich ein Gesicht und eine Stimme gegeben und haben
die vielen herausragenden Leistungen von Menschen, die Pflegebedürftige
betreuen, sichtbar gemacht. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, den Blick in die
Zukunft zu richten und den nächsten Schritt zu gehen. Wir freuen uns darauf,
diesen neuen Weg gemeinsam mit der MedUni Wien und Sabine Pleschberger zu
beschreiten. Mit dieser Professur, die wir mit 1,5 Mio. Euro fördern, wollen
wir wissenschaftliche Lösungen erarbeiten sowie konkrete Lösungen präsentieren
und umsetzen, um die Situation für Pflegebedürftige, Pflegerinnen und Pfleger
und Angehörige von zu pflegenden Personen in Österreich zu verbessern.“
100.000 Pflegekräfte fehlen
„Rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause
gepflegt: Die wichtigste Stütze im heimischen Pflegesystem sind pflegende
Angehörige: In Österreich sind 947.000 Personen auf irgendeine Art und Weise in
die Pflege und Betreuung einer/eines Angehörigen involviert Also knapp eine
Million Menschen in Österreich sind pflegende Angehörige, das sind rund zehn
Prozent der österreichischen Bevölkerung“, erklärt Robert Lasshofer,
Vizepräsident des Vereins „PflegerIn mit Herz“. „Die Zahl alter und pflegebedürftiger
Menschen steigt – bei gleichzeitigem Betreuungsmangel bis 2030. Laut
Pflegepersonal-Bedarfsprognose des Sozialministeriums 2019 wird die Anzahl der
über 85-Jährigen in Österreich bis 2030 um 45 Prozent steigen. Gleichzeitig
soll ein Drittel jener, die in der Pflege und Betreuung tätig sind, bis 2030 in
Pension gehen. Das heißt, bis 2030 werden 75.000 bis 100.000 Pflegekräfte
fehlen und ein Drittel der derzeit aktiven Pflegepersonen pensioniert sein. Wir
brauchen dringend innovative Lösungen, die ab sofort die Stiftungsprofessur der
MedUni Wien erarbeiten wird, damit ein funktionierendes und leistungsstarkes
und nachhaltiges Pflegesystem in Österreich sichergestellt werden kann.“
Zur Person
Sabine Pleschberger ist DGKP, Sozial-, Pflege und
Gesundheitswissenschafterin und hat sich im Jahr 2011 an der Universität
Klagenfurt in Pflegewissenschaft und Palliative Care habilitiert. Seit vielen
Jahren arbeitet sie in Forschung und Lehre im universitären sowie
außeruniversitären Bereich zu folgenden thematischen Schwerpunkten: Care for
Older People, Erfassen der Nutzer:innenperspektive im Gesundheitswesen und
damit verbundene methodische Herausforderungen, Hospizarbeit und Palliative
Care, Berufsentwicklung in der Pflege sowie ethischen Fragen zu o.g. Themen.
Zuletzt war sie Senior Health Expert an der Gesundheit Österreich GmbH und
Gastprofessorin am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Wien.
Medizinische Universität Wien – Kurzprofil
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der
traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas.
Mit rund 8.000 Studierenden ist sie heute die größte medizinische
Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit mehr als 6.000
Mitarbeiter:innen, 30 Universitätskliniken und zwei klinischen Instituten, 13
medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien
zählt sie zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen
Bereich. Die MedUni Wien besitzt mit dem Josephinum auch ein
medizinhistorisches Museum.
„PflegerIn mit Herz“ – Kurzprofil
Der Verein „PflegerIn mit Herz“ wurde 2012 ins Leben gerufen und wird vom
Wiener Städtischen Wechselseitigen Versicherungsverein unterstützt. Der Verein
mit Sitz in Wien unterstreicht im Zuge seines breiten Engagements die hohe
gesellschaftspolitische Bedeutung der Pflege von hilfsbedürftigen Personen.
Darüber hinaus verfolgt der nicht auf Gewinn ausgerichtete Verein bei all
seinen Aktivitäten und Förderungen das Ziel, ein breites öffentliches
Bewusstsein für die Notwendigkeiten einer ausreichenden und professionellen
Pflege von Hilfsbedürftigen zu schaffen.
Rückfragen & Kontakt:
Medizinische Universität Wien
Mag. Johannes Angerer
Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +431 40160-1150
Mobil: +43 664 80016 11501
johannes.angerer@meduniwien.ac.at
http://www.meduniwien.ac.at
Verein „PflegerIn mit Herz“
Mag. Romy Schrammel
Schottenring 30, 1010 Wien
Tel.: +43 (0)50 350-21224
presse@wst-versicherungsverein.at